100 Jahre – Jakob Blum
Hofbräuhaus-Kunstmühle
Münchens letzte Mühle
In München steht ein Hofbräuhaus… – das weiß bekanntlich jeder. Dass sich direkt dahinter jedoch ein weiteres, höchst lebendiges Stück Münchner Geschichte und Handwerkstradition befindet, wissen nur die wenigsten. Die Hofbräuhaus-Kunstmühle ist heute die einzig produzierende Mühle im Großraum München.
Geschichte – Tradition
Ursprünge
Schon auf dem hölzernen Stadtmodell von Jakob Sandner von 1570 steht an der Stelle der heutigen Hofbräuhaus-Kunstmühle eine Malzmühle.
Malzhaus
1677 wird hinter der Stadtmauer am Kosttor ein neues Malzhaus erbaut.
Malzbrech-Mühle
1703 läßt Kurfürst Max Emanuel am Kosttor neben dem 1677 erbauten Malzhaus eine Malzbrechmühle mit 4 Gängen errichten.
Kunstmühle
Im 19. Jahrhundert führt die Mühle die Bezeichnung „Königliche Malzmühle„. Sie ist fester Bestandteil des „Königlichen Weißen Bräuhauses„ (Hofbräuhaus) am Platzl. Nach 1870 wird die Brauerei aus dem Stadtzentrum nach Haidhausen an die Innere Wiener Straße in einen Neubau verlegt. Die alten Brauereigebäude am Platzl werden abgerissen, es entsteht eine neue Großgaststätte, das heutige Hofbräuhaus. Die alte Malzbrech-Mühle wird nicht mehr für die Bierherstellung gebraucht. Sie wird zur Kunstmühle umgebaut und stellt fortan helle Mehle aus Weizen her.
Jakob Blum
1921 erwirbt Jakob Blum, ein Müller aus der Pfalz, die Mühle. Er lässt sie neu einrichten. Große Teile dieser Anlage laufen noch heute.
2. Weltkrieg
Die Bombenangriffe im 2. Weltkrieg auf München übersteht die Mühle fast unbeschädigt. 1967 verliert sie bei der Stilllegung fast aller Münchner Stadtbäche ihre Wasserkraft und arbeitet seither mit Ökostrom.
Mehlladen
1988 wird der Mehlladen eröffnet, in dem alle Produkte der Hofbräuhaus-Kunstmühle erworben werden können. Heute ist dies auch über Mehlladen und den Online Shop möglich.
Bäckerei
2010 wurde im Gebäude eine Backstube eingerichtet, die Bäckerei E. Knapp & R. Wenig, in der traditionelles Münchner Gebäck hergestellt und verkauft wird.
Heute
Nach über 100 Jahren ist die Hofbräuhaus-Kunstmühle heute die einzig produzierende Mühle im Großraum München. Sie befindet sich in 4. Generation der Familie Blum.
Was uns antreibt
Die Hofbräuhaus-Kunstmühle ist ein Familienunternehmen, welches sich bei allem Tun und Handeln an ökologischer und sozialer Verantwortung orientiert und mit möglichst regionalen Rohstoffen für umweltbewusste, genussvolle und gesunde Lebensmittel steht.
Technik
In der Hofbräuhaus Kunstmühle laufen Maschinen aus allen Epochen der letzten 100 Jahre wie in einem Orchester zusammen. Insbesondere die ältesten Maschinen gehören hierbei zu den langlebigsten in der letzten Mühle Münchens. Eine Übersicht der wichtigsten Maschinen:
- Walzenstühle Amme-Giesecke-Konegen (1921)
- Kurzplansichter Miag (1966)
- elektronisch gesteuerte Verladeanlage für lose Mehle (1986/2007)
- Getreidereinigungsanlage Bühler (2005/2024)
- Getreidestahlsilo über 400 t mit 15 Zellen zur Chargenproduktion (2005)
- rationalisierte Getreideannahme (2010)
- voll eingerichtetes Mühlenlabor und Versuchsbäckerei zur Qualitätssicherung (1963-2024)
- elektronisch gesteuerte Mehlmischerei (2007)
- Edelstahl-Netzzellen (2019)
- Optimierung der Kleinverpackung (2023)
- technische Kapazität 44 t / 24 h
- Betrieb 24 Std. / 5 Tage
Team
Die Mitarbeiter/Innen der Hofbräuhaus-Kunstmühle haben allesamt eine Leidenschaft für gesunde und unverfälschte Lebensmittel. Sie tragen mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrer Freundlichkeit dazu bei, dass unsere Kunden zufrieden sind. Das Team engagiert sich stets für eine rasche und genaue Bearbeitung aller Aufträge und bildet in der Produktion unsere wertvollste Ressource.
- Migration
In der Hofbräuhaus-Kunstmühle arbeiten Menschen aus acht Ländern mit zehn Sprachen unterschiedlicher Hautfarbe, Kultur, Religion und Herkunft. Wir profitieren von dieser Vielfalt und nehmen alle Anregungen und Impulse daraus gerne auf.
- Beschäftigung mit Handicap
So weit möglich werden bei uns auch Mitarbeiter mit Handicap in den Tagesablauf integriert und sind ein Gewinn für alle Beteiligten.
- Frauenquote
50 % der Hofbräuhaus-Kunstmühle Mitarbeiter/Innen, davon 50% in der Geschäftsleitung, identifizieren sich als weiblich. Wir glauben an die Gleichberechtigung der Geschlechter und setzen uns dafür ein.
- Ruhestand und dann….
Wenn die Chemie passt, arbeiten wir ein Leben lang zusammen. Bei uns endet das Berufsleben nicht mit der Rente, sondern mit dem Spaß an der Arbeit. Mitarbeiter, die auch nach dem Erreichen des Rentenalters noch weitermachen möchten, arbeiten mit ihren Erfahrungen, solang es ihnen guttut. Wir schätzen deren Erfahrung und Betrachten dies als Gewinn für die Hofbräuhaus-Kunstmühle. Eine Mitarbeiterin war bei uns 70 Jahre aktiv !
Kunden
Unsere Kunden sind handwerkliche Bäckereien, Pizzerien, Gastronomiebetriebe und Endverbraucher, die ihre Teige überwiegend von Hand verarbeiten. Für diese Art der Teigbereitung ist unser großes Sortiment an Typen- und Spezialmehlen bestens geeignet. Haushaltsmengen können als Kleinpackungen über unseren Onlineshop oder im Mehlladen im Zentrum von München erworben werden. Bei unserer breiten Produktpalette findet jeder, Profi oder Hobbybäcker, sein Mehl.
Qualität
Unsere Kunden legen Wert auf besonders gleichmäßige Qualität und einen reinen Rohstoff. Deshalb werden bei uns keine künstliche oder natürliche Zusätze beigefügt – es handelt sich um unverfälschte gesunde Lebensmitttel.
Zu ausgesuchten Landwirten pflegen wir langjährige Lieferbeziehungen und legen bei der Auswahl des Rohstoffes großen Wert auf deren Anbaubedingungen. Neben der Auswertung im eigenen Labor und Fremdlabors ist die Hofbräuhaus-Kunstmühle Teilnehmer am Schadstoffmonitoring des Verbands Deutscher Mühlen (VGMS) . Das Ziel des Europäischen Getreidemonitoring ist es, einen umfassenden Überblick über die Schadstoffbelastung des Getreides zu erhalten.
Im ökologischen Bereich pflegen wir eine intensive Zusammenarbeit mit unserem Partner Bioland und werden von der Firma ABCERT regelmäßig überprüft (DE-ÖKO-006).
Wir verfügen über ein eigenes HACCP Konzept und garantieren somit die Rückverfolgbarkeit unserer Rohstoffe aus erster Hand.
Ebenso werden wir von der Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Agrar-und Lebensmittelwirtschaft (QAL GmbH) auf Einhaltung der QS-Kriterien „Kleinsthersteller für Einzelfuttermittel“ geprüft und können im Rahmen dieses Systems Futtermittel liefern.
Landwirtschaft – regional – öko-Logisch-
Da wir auf eine regionale Wertschöpfungskette sehr großen Wert legen, versuchen wir lange Transportwege zu vermeiden. Wir kaufen unser Getreide zur Vermahlung aus dem Großraum München . Dabei pflegen wir engen Kontakt mit ausgewählten Landwirten und suchen den hochwertigen Rohstoff mit großer Sorgfallt aus. Bei der Auswahl der Kulturpflanzen legen wir großen Wert auf die Anbaubedingungen, um Risiken in der Nahrungskette möglichst auszuschließen.
Im ökologischen Bereich pflegen wir eine intensive Zusammenarbeit mit unserem Partner Bioland. Dieser Verband besteht mittlerweile seit 50 Jahren und gibt der selbstbetimmten, ökologischen Landwirtschaft einen Rahmen um deren Prinzipien und Werte zu verwirklichen . Die Firma ABCERT zertifiziert (DE-ÖKO-006) uns in diesem Bereich.
Biodiversität – Alte Landsorten
Seit ein paar Jahren engagieren wir uns für die Wiederbelebung alter Getreide-Landsorten. Derzeit haben wir einige Sorten bei Vertragslandwirten in der Vermehrung bzw. im Anbau und engagieren uns als „Schatz-Bewahrer“ auf kleinen Flächen.
Alte Landsorten verfügen über ein weitaus größeres genetisches Potential als moderne Zuchtsorten, bei denen viele genetischen Bestandteile weggezüchtet wurden. Alte Landsorten sind aber nicht gänzlich verschwunden. Sie dürfen zwar nicht mehr Saatgut gehandelt , wohl aber verarbeitet werden.Mit ihnen bleibt auch der genetische Pool (Fundus) erhalten, aus dem man in Zukunft schöpfen kann. Der Anbau alter Landsorten ist somit auch ein wichtiger und wirkungsvoller Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt und Biodiversität. Durch reduzierte Düngung dieser Sorten wird sowohl Ackerwildkräutern, die auf den geringen Nährstoffgehalt des Bodens angewiesen sind und den davon lebenden Insekten wieder eine Chance gegeben.
Mit der heimatlichen Liebe für die Schätze der Natur beziehen wir unseren Honig im Verkauf und als Rohstoff in der Backstube von Imkern aus dem Bayerischem Oberland , dem Bayerischen Wald und München.
Auf der Spur von Unverträglichkeiten
Mit dem Aufkommen moderner Getreide gerieten die alten Sorten in Vergessenheit. Die neuen garantieren verlässliche und höhrere Erträge. Durch den Anbau und der Verarbeitung alter Getreidesorten fördern wir nicht nur die biologische Vielfalt, sondern versuchen den Unverträglichkeiten auf die Spur zu kommen. Dabei wird der Aspekt der geschmacklichen Qualität immer im Auge behalten, wofür sich auch Slow Food Deutschland e.V. “ Arche des Geschmacks“ einsetzt. Alte Sorten, die Vielfalt und deren besondere Eigenschaften sind auch Teil unseres Kulturerbes und Ausdruck regionaler Idendität, was unsere Verbraucher sehr schätzen.
Klimaschutz – Energie – carbon farming – regerativ
Bei Energie setzen wir zu 100% auf Ökostrom. Vor den Olympischen Spielen 1972 in München und dem damit verbunden Ausbau der Infrastruktur ( U-Bahn) hatten wir eine regenerative Energieversorgung mit dem Malzmühlbach im Haus.
Wenn es gelänge, den Kohlenstoffgehalt in den oberen 30 bis 40 Zentimetern Erde Jahr für Jahr um 0,4 % zu erhöhen, könnte die Menschheit alles CO2, das sie jährlich ausstößt, wieder auffangen. Nicht nur ein Klimaziel aus dem Jahr 2015 in Paris, sondern auch Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die Erderwärmung. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es verschiedene Wege, wie z.B. Pflanzenkohle auf die Felder , Mikroorganismen , Kompost , Kräuter, Bäume , Hecken und verlängerte Fruchtfolge. Diese Beispiele der regenerativen Landwirtschaft, auch carbon farming genannt, tragen dazu bei , damit viele Pflanzen möglichst intenisiv Fotosynthese betreiben. So kann das Kohlendyoxid aus der Luft über die Wurzeln der Pflanzen im Boden als Kohlenstoff gespeichert werden. Vorrangig im ökologischen – aber auch konventionellen Bereich, wird bei unseren Landwirten, diese Art der Feldbearbeitung immer mehr forciert.
Vermeidung von Verpackungsmüll
Soweit möglich versuchen wir den Verpackungsmüll zu vermeiden bzw. reduzieren und fokussieren uns auf Papier und abbaubares Zellglas. Wir arbeiten ständig daran, das Aufkommen des Verpackungmülls zurückzudrängen.
Seit 2009 sind wir Mitglied bei „Der Grüne Punkt Duales System Deutschland“ und registriert bei der „Datenbank der Zentralen Stelle“ ( ZSVR). Wir bezahlen im Vorfeld für das Einsammeln, Entsorgen und Recycling von Papier und Kartonagen. Wir verwenden ausschließlich Karton und Papier als Verpackungs- und Füllmaterial und gehen damit sparsam um, damit die natürlichen Ressourcen geschont und der Ausstoß von Klimagasen gering gehalten wird.
Wir versuchen im Einklang mit der Natur nachhaltig zu wirtschaften, um für den Menschen eine natürliche Lebensgrundlage zu bewahren und unserer Enkelgeneration eine lebenswerte Zukunft zu sichern.